Es gehört inzwischen zum Allgemeinwissen, dass Menschen, die gehörlos sind, mit Hilfe von Gebärdensprachen umfassend kommunizieren können. Diese Form der Kommunikation wurde lange Zeit unterdrückt und als minderwertig diskreditiert, ist inzwischen aber auch aus wissenschaftlicher Sicht als eigenständige Sprache, die von der Komplexität her der Lautsprache ebenbürtig ist, anerkannt. Immer häufiger lassen sich auch im Fernsehen zum Beispiel bei Nachrichtensendungen Gebärdendolmetscher beobachten und die Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der lautsprachliche Äußerungen übersetzt werden, fasziniert und erstaunt.
Was aber haben Gebärden mit Menschen zu tun, die zwar gut hören, aber dennoch nicht sprechen können? Die Fähigkeit, Lautsprache zu lernen, steht nicht nur in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Fähigkeit zu hören, sondern kann auch an geistigen oder motorischen Voraussetzungen scheitern. Eine körperliche Behinderung kann das Sprechen ebenso beeinträchtigen oder unmöglich machen wie eine starke geistige Einschränkung.
Und genau hier setzt das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation an. Es bietet Alternativen zur Lautsprache und greift für eine bestimmte Zielgruppe auch auf das Vokabular der Gebärdensprache zurück. Wohlgemerkt, nur das Vokabular wird genutzt, nicht die eigenständige Grammatik der Gebärdensprache! In der Unterstützten Kommunikation werden die Gebärden nämlich parallel zur gesprochenen Sprache angeboten und nur die zentralen Schlüsselwörter gebärdet. Die grammatischen Strukturen der Lautsprache bleiben erhalten. Ziel ist es, ein zusätzliches Medium sowohl zum Verständnis der Lautsprache anzubieten und gleichzeitig eine Möglichkeit zur aktiven Kommunikation aufzuzeigen. Die Zielgruppe sind besonders Menschen mit kognitiven Einschränkungen, denn tatsächlich sind Gebärden zu einem früheren kognitiven Entwicklungsstadium zu lernen als die Lautsprache. Bei vielen Kindern mit Down Syndrom zum Beispiel, bei denen häufig eine massive Sprachentwicklungsschwierigkeit vorliegt, können Gebärden eine frühe Form der Kommunikation anbieten und immer wieder auch den Weg zum Erwerb der Lautsprache ebnen. Für einige Menschen mit starken kognitiven Einschränkungen bleibt die Nutzung von Gebärden das zentrale Medium der Kommunikation.
Wissenswert ist auch, das taktile Gebärden, also Gebärden, die am Körper oder unter der Hand des Gegenübers gebärdet werden, für Menschen mit angeborener Taubblindheit eine zentrale Verständigungsmöglichkeit bieten können.
Gebärden zu lernen, ist ganz einfach! Und es macht großen Spaß! An der Karl-Preising-Schule gehören Singkreise, bei denen gebärdet wird, zu den besonders beliebten Aktivitäten. Erstaunlich, wie schnell man sich dabei ein Repertoire an Gebärden aneignet.
Zum Ausprobieren gibt es die Videos der Karl-Preising-Schule!
Und das Thema Gebärdensprache (nicht in der UK sondern allgemein) in der Kindersendung Pur+ vom ZDF (auch für Erwachsene geeignet).